Vereinschronik der Schachfreunde Deisenhofen

niedergeschrieben von Eduard Ellmann am  01.04.1999, aktualisiert am 01.05.2010


Bereits lange vor dem Zweiten Weltkrieg liegt die Geburtsstunde des Oberhachinger Schachlebens. Bis Ende der 40er Jahre trafen sich Anhänger und Freunde des Schachspieles ganz zwanglos im "Cafe Rosenhof" beim Wirt Eichinger. Es ist überliefert, dass der Chef des Rosenhofs, auch gegen den leisen Widerstand der Wirtin den Spielbetrieb bis tief in die Nacht duldete, da auch er gerne eine Partie Schach spielte. Bei einem Glas Bier saßen die Spieler oft bis nach Mitternacht in dem gemütlichen Café und frönten ihrer Leidenschaft.

 

Am 11. März 1952 wurde dann ein Verein mit dem Namen "1. Schachverein Deisenhofen" gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten die Schachspieler: Bindl, Blech, Brandl, Festl, Frank, Frei, Glahsl, Kreis, Leiter, Mitschke, Petschke, Popp, Rosenauer, Roth, Stoßberger.

 

Schon kurz nach der Gründung zählte der Schachclub etwa 60 aktive Mitglieder und es herrschte ein reger Spielbetrieb.  Wenig später kam der Verein dann in die Flegeljahre. Aufgrund eines Gerangels in der Vorstandschaft kam es zu einer Spaltung des Vereins. Etwa die Hälfte der Spieler gründete einen zweiten Club unter dem Namen "Schachfreunde Hachinger Tal" und spielte nun in der "Gleisentalalm". Die Rivalität zwischen den beiden Vereinen, in der damals noch kleinen Gemeinde von ca. 2500 Einwohnern, dauerte jedoch nicht lange. Auf Einladung der Schachfreunde kam 1954 der Schachgroßmeister Wolfgang Unzicker nach Oberhaching. Er spielte an 52 Brettern ein Simultanturnier und Spieler aus beiden Vereinen nahmen teil. Als die beiden Vorstände, Blech und Roth aus beruflichen Gründen von Deisenhofen wegzogen, kam es am 1. Juni 1956 zur Wiedervereinigung. In einer schriftlichen  Vereinbarung wurde festgehalten, dass der "1.Schachverein Deisenhofen", vertreten durch die Herren Rosenauer und Brandl, neben diversen Schachutensilien auch DM 115,41 Bargeld, ein Schränkchen und ein Gemälde in das gemeinsame Vereinsvermögen einbrachte. Der "Schachklub Hachinger Tal", vertreten durch die Herren Mitschke und Frank, steuerte neben Schachspielen und Schachuhren einen Barbetrag von DM 145,57  in die Vereinskasse bei. Der 1. Vorsitzende wurde Georg Rosenauer und der gemeinsame Verein nannte sich nun "Schachfreunde Deisenhofen".

 

Kurze Zeit später wurde Ernst Mitschke zum neuen Vorsitzenden gewählt und gespielt wurde nun jeden Freitag in der Bahnhofsgaststätte "Festl". Der ungarische Schachmeister Majerski wurde Mitglied und die Exilrussen Koloschewski und Gluschenkow gaben dem kleinen  Verein aus dem Hachinger Tal ein internationales Flair. Mit zwei Mannschaften nahmen die "Schachfreunde Deisenhofen" an den Mannschaftsturnieren des Bezirksverbandes Oberland teil. Da zum damaligen Zeitpunkt  nicht jeder Spieler ein eigenes Auto hatte, fuhr die Mannschaft zu den Auswärtsspielen in Tegernsee, Wolfratshausen, Schaftlach usw. häufig mit der Eisenbahn. Wenn der "Dennoch-Verlag" gelegentlich einen Kleinbus zur Verfügung stellte, fuhr auch eine Reihe  von Ehefrauen als Schlachtenbummler mit. Nach dem Spiel gab es dann Kaffee und Kuchen und die  Mannschaftsmeisterschaft wurde zum Familienausflug umfunktioniert.

 

Mit dem aufkommenden Fernsehen, Ende der 50er Jahre schrumpfte der Verein auf etwa 20 aktive Spieler. Es konnte nur noch eine Mannschaft aufgestellt werden und ein Abstieg bis in die C-Klasse musste hingenommen werden. Ab 1960 war das Fußballerheim am Sportplatz das neue Spiellokal der Schachfreunde. Da jedoch am Freitag die Verbandsspiele der Fußballer stattfanden, mussten sich die Schachspieler eine neue Bleibe suchen und zogen 1971 in das Pfarrheim St. Bartholomäus.

Ernst Mitschke war 23 Jahre lang Dreh- und Angelpunkt des Vereins. 1975 kandidierte er nicht mehr für das Amt des 1. Vorsitzenden. Eduard Ellmann wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt und leitet seit Oktober 1975 die Geschicke des Vereins. Durch gezielte Jugendarbeit stieg die Mitgliederzahl wieder auf ca. 40 aktive Spieler. Davon entfällt knapp die Hälfte auf Schüler und Jugendliche. Die Räumlichkeiten im Pfarrheim St. Bartholomäus wurden dem wieder angewachsenen Verein zu eng, so dass seit Herbst 1988 das evangelische Gemeindehaus jeden Freitag Treffpunkt der Schachspieler ist.

 

Nach 40 Jahren trat Eduard Ellmann im Jahr 2015 nicht mehr zur Wahl des 1. Vorsitzenden an und wurde durch den ehemaligen 1. Jugendleiter Michael Förster abgelöst. Momentan besteht der Verein aus ca. 30 Erwachsenen und 10 Kindern mit einem Altersdurchschnitt von ca. 40 Jahren. In der Saison 2014/15 konnten zudem zwei Erfolge im Jugendbereich gefeiert werden: die Jugendmannschaft gewann in der Aufstellung Harald Koppen, Michael Schelle, Andreas Lang, Sebastian Kordes und Alina Tiglar die 3. Liga der Münchner U20-Mannschaftsmeisterschaft und die Schulschachgruppe der Grundschule Oberhaching konnte mit fünf Siegen und 18,5-1,5 Brettpunkten die Grundschulpokal-Mannschaftsmeisterschaft für die Klassen 1-3 gewinnen.

 

Einen der größten Erfolge erreichte der Verein 1957. Er gewann die Bezirksmeisterschaft des Oberlandes und wurde somit "Bezirks-Mannschaftsmeister":

 

Oberlandmeister

 

Nach einer Neuordnung der Schachbezirke spielen die "Schachfreunde Deisenhofen" im Bezirksverband München. Sie wurden 1973 Mannschaftsmeister in der B-Klasse und hatten damit den Aufstieg in die A-Klasse geschafft.

 

Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war 1997 der Sieg im Münchner Pokalwettbewerb. Die als krasse Außenseiter gehandelten Schachfreunde Deisenhofen warfen eine Reihe hochklassiger Teilnehmer aus dem Rennen. Mit der Mannschaft: Eckart Rupp, Christian Binder, Gerhard Sengle, Robert Schaal, Gerassimos Stayas und Eduard Ellmann holte die Mannschaft die begehrte Trophäe ins Hachinger Tal.

 

Pokal

 

Ein neuer Meilenstein in der Vereinsgeschichte gelang den Schachfreunden 2010. In der Münchner Mannschaftsmeisterschaft errang die erste Mannschaft den Sieg in der A-Klasse und ist damit zum ersten Mal in die Bezirksliga aufgestiegen.

 

Bezirksliga

 

Besondere Höhepunkte im Vereinsleben:

1954 spielte der Schach-Großmeister Wolfgang Unzicker in Deisenhofen ein Simultanturnier an 52 Brettern
1957 errang die erste Mannschaft den Sieg im Schachbezirk Oberland und wurde "Bezirks-Mannschaftsmeister 1957"
1957 erreichte die zweite Mannschaft den 1. Platz in der B-Klasse des Bezirkes Oberland
1973 erreicht der Club den 1. Platz in der B-Klasse des Bezirksverbandes München und schafft damit den Aufstieg in die A-Klasse
1997 gewann der Verein die Pokal-Meisterschaft und holte sich den Titel "Münchner Mannschafts-Pokalmeister 1997"
1998 Seit 1998 veranstalten die "Schachfreunde Deisenhofen" jedes Jahr ein offenes Jugendturnier, an dem regelmäßig bis zu 200 Jugendliche teilnehmen
2002 Doppelaufstieg bei der Münchner Mannschaftsmeisterschaft: die erste Mannschaft schaffte den Wiederaufstieg in die A-Klasse, die zweite Mannschaft stieg in die B-Klasse auf
2002 Die Schachfreunde Deisenhofen sind 50 Jahre alt ! Dieses Jahr feierten wir mit mehreren Veranstaltungen.
2002 Großes Simultanturnier gegen GM Unzicker anlässlich des 50jährigen Vereinsjubiläum
2009 Gewinn der 2. Liga A der Münchner U20-Mannschaftsmeisterschaft
2010 Doppelaufstieg bei der Münchener Mannschaftsmeisterschaft: die erste Mannschaft ist zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die Bezirksliga aufgestiegen, der zweiten Mannschaft gelang der Wiederaufstieg in die B-Klasse

 

Regelmäßige Aktivitäten des Vereins:

Ausrichtung eines großen überregionalen Jugend-Opens
Ausrichtung einer Vereinsmeisterschaft,
einer Blitzschach-Meisterschaft,
einer Schnellschach-Meisterschaft,
eines Schach960-Turniers,
eines Pokalturniers,

die Teilnahme an der Münchner Mannschaftsmeisterschaft,
die Beteiligung an der Münchner Einzelmeisterschaft,
die Ausrichtung von und Teilnahme an Freundschaftsturnieren mit Vereinen der Nachbargemeinden,
Beteiligung an offenen Turnieren z.B. in Karlsruhe, Bad Aiblibg und Bad Ischl,
Teilnahme am internationalen offenen Schachturnier (OIS) des Bezirksverbandes.

 

Die Jugendlichen des Vereins beteiligen sich regelmäßig:
an den Jugendeinzelturnieren der Münchner und der Bayerischen Schachjugend,
an der Münchner Jugend-Mannschaftsmeisterschaft,
an der Münchner Jugend-Blitzschachschachmeisterschaft,
an diversen Schulschachturnieren,
an diversen offenen Jugend-Turnieren in näherer Umgebung.